Habibi aus dem Kongo

Zu Beginn des Schuljahres im September 2012 wurde mir der Schüler Habibi von der Lehrerin der 3. Klasse »ans Herz gelegt«, da er als Kind kongolesischer Eltern im Deutsch-Unterricht nicht mitkam; er war damals 9 Jahre alt. Er konnte kein Diktat mitschreiben, da er die Worte schlecht verstand und nur sehr langsam schreiben konnte.

Ich fing an, ihn kleine Geschichten lesen zu lassen und übte mit ihm auch das Leseverständnis, da er sehr viele deutsche Begriffe nicht kannte. Zuerst war ich nur 1 Stunde morgens in der Schule. Nachdem mir jedoch klar wurde, dass das zu wenig war, arbeitete ich nachmittags auch noch 1 Stunde mit ihm.

Als er altersmäßig so weit war, kam er selbständig zu mir nach Hause, da er nur ca. 500 m von mir entfernt wohnt. So konnten wir außer in der Schule auch noch unbegrenzt am Nachmittag zusammen arbeiten. Dies ging so bis zum Ende der 4. Klasse.

In der Zwischenzeit hatte er bei uns auch schwimmen gelernt, was er sehr schnell beherrschte, da er sehr lernwillig ist. Nach dem Wechsel in die Werkrealschule im Schuljahr 2014/2015 kam Habibi regelmäßig Mittwochnachmittags zu uns nach Hause.

Er war nunmehr in unsere Familie so integriert, dass er zum Essen blieb, und an manchen Wochenenden mit uns zum Wandern, in Tübingen zum Boot fahren ging oder Spiele machte. Wir sind die deutschen Großeltern für ihn. Habibi ist sehr wissbegierig und vielseitig interessiert, sodass wir uns ab und zu im Internet schlau machen müssen.

Obwohl er nunmehr 14 Jahre alt ist und die 7. Klasse der Werkrealschule besucht, kommt er regelmäßig und gerne zu seiner Leselern-Patin. Nach wie vor lernen wir zusammen, üben auf Diktate oder Englisch-Tests. Anschließend werden Spiele gemacht und gekocht.

Habibi ist in der Zwischenzeit der Klassenbeste in Englisch und in Deutsch und hat auch in den übrigen Fächern gute Noten. Von der Familie wird meine Arbeit sehr anerkannt: wir waren zu Habibis Kommunion eingeladen und in diesem Jahr zur Firmung der älteren Schwester, auch gibt es immer wieder kleine Geschenke.

Doris Ehlert, Leselern-Patin