Auch in Pliezhausen besser lesen

PLIEZHAUSEN/KREIS REUTLINGEN. In den Gängen der Grundschule von Pliezhausen hängen kleine Plakate, auf denen die Schüler ihre Lieblingsbücher präsentieren. Viele von ihnen gehören zu den Bestsellern auf dem Büchermarkt: Harry Potter, Die drei ???, Gregs Tagebuch und viele andere sind zu sehen.

Damit zeigen sie all ihren Mitschülern, was sie gerne lesen und dass sie gerne lesen. Auch der neunjährige Niklas liest gerne: »Gerade sind es ›Die Olchis‹. Die lese ich zu Hause manchmal laut, aber auch leise. Für mich halt. Das gefällt mir«, sagt er. Auch »Die coolen 5« oder »Das magische Baumhaus« mag er. Alles Titel, die zur beliebten Literatur der Grundschüler gehören.

Aber gerade liest Niklas laut vor. Denn Tanja Pocchiari-Detzel ist bei ihm. Sie ist eine von etwa 175 Leselern-Paten im Landkreis Reutlingen. Die Männer und Frauen jeden Alters, die sich als Leselern-Paten engagieren, kümmern sich um Schüler, die zwar gerne lesen, denen das aber bisweilen auch ein wenig schwer fällt.

So wie Niklas. Doch der liest gerade durch seine »Olchis«, als habe er dafür geübt: »Hab ich aber nicht. Mit dem Lesen, das klappt bei mir immer besser«, sagt er nicht ohne gewissen Stolz. Und wenn es mit dem Lesefluss mal gerade nicht so toll klappt, dann hilft eben Leselern-Patin Tanja Pocchiari-Detzel. »Wir vom Verein machen das nach dem ›1:1-Prinzip‹. Das heißt, alle Paten haben nur jeweils einen Schüler, mit dem sie zusammen das Lesen üben«, erklärt sie.

Doch der Verein sucht dringend neue Leselern-Paten, denn laut Tanja Pocchiari-Detzel gebe es mittlerweile über 300 Kinder im gesamten Landkreis Reutlingen, die gerne lesen und ihre Lesefähigkeiten verbessern wollen. »Da klafft also eine zahlenmäßige Lücke, wenn wir das ›1:1-Prinzip‹ umsetzen wollen«, erläutert die 40-Jährige. Sie ist Mutter eines dreijährigen Sohnes und arbeitet noch nebenbei in der Metzinger Outletcity. Ihren Einsatz als Leselern-Patin in Pliezhausen bekommt sie auch noch organisiert.

»Mama hat gesagt, das muss besser werden«

Regelmäßig trifft sie sich mit “ihrem” Niklas und dann geht’s an die Bücher, Buchstaben und Sätze. Niklas darf sich die Bücher aussuchen, die er gerne lesen möchte. “Es soll ja auch Spaß machen”, meint Pocchiari-Detzel und Niklas grinst. Er findet auch, dass es bei Geschichten, die ihm gefallen, schlicht besser klappt mit dem Lesen. Von allein hätte das allerdings nicht funktioniert: »Mama hat gesagt, das muss besser werden«, erzählt er. Und dann sei Mama eben auf die Leselern-Paten gestoßen.

Ihm scheint das auch wichtig zu sein, denn der Viertklässler wechselt demnächst auf die Realschule: »Ich bin schon gespannt, wie das in der Gemeinschaftsschule in Walddorfhäslach dann ist.« Und dann liest er fleißig weiter. (Ralf Rittgeroth, GEA)