Fit für digitale Leseförderung

Im Oktober fand der dritte und letzte Termin einer Schulung statt, in der zehn Leselern-Paten des Reutlinger MENTOR-Vereins für den Einsatz von Tablets und Leselern-Apps geschult wurden. Die zehnwöchige Test-Phase an Grund­schulen in der Stadt und im Landkreis Reutlingen läuft noch.

Lesen muss man können, wenn man das fiese Monster Lurs austricksen will: Denn nur dem, der die Rätseltexte und Botschaften verstehen kann, wird es gelingen die abenteuerlichen Welten in der Leselern-App zu durchqueren und ans Ziel zu gelangen. Spiele-Apps wie diese ziehen Kinder in ihren Bann. Und diese Faszination für digitale Medien möchte der Bundes­verband Mentor e.V. künftig stärker für die Leseförderung nutzen: Im Juni bereits startete die dreiteilige Schulungsreihe im Rahmen des Digitalprojekts „MENTOR – Die Leselernhelfer: Digitaler Treffpunkt der Generationen“.

Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Zu Beginn der Schulung wurde den insgesamt zwölf interessierten Leselern-Paten aus Reutlingen und der Region leihweise Tablets zur Verfügung gestellt. Diese waren bereits mit geprüften Leselern-Apps bestückt, so dass die Seminarteilnehmer gleich loslegen und die Spiele ausprobieren konnten.

Am zweiten Seminartag im Juli erhielten sie dann konkrete Anregungen, wie die Apps in den Lesestunden mit den Patenkindern eingesetzt werden können. Beim dritten und letzten Termin im Oktober – zu Beginn der zweiten 10-wöchigen zweiten Testphase an den Kooperationsschulen – wurden nicht nur die methodischen Hintergründe digitaler Leseförderung näher betrachtet, sondern auch erste Erfahrungen mit den Apps in den Lesestunden ausgetauscht.

Und der Tenor ist einhellig: Nicht nur die Kinder, sondern auch die Leselern-Paten hatten viel Spaß mit den Leselern-Apps. Birgit Schmid, Koordina­torin an der Roßbergschule in Gönningen und Leselern-Patin an der Waldschule Ohmen­hausen, weiß zu berichten, dass es nicht immer leicht ist, Kinder fürs Lesen zu begeistern. Umso mehr freut sie sich über den Erfolg, den sie mit ihrer digitalen Leseförderung bei einem ihrer Patenkinder erzielen konnte: »Dem Jungen hat es viel Spaß gemacht. Als wir zum Einstieg Kreuzworträtsel und Lese-Spiele mit dem Tablet gemacht haben, war er voll motiviert.«

Positiv sei auch die Zusammenarbeit mit den Schulen verlaufen; diese haben, so berichten die Seminar­teilnehmer/innen, sofort kooperiert und den Leselern-Paten einen Zugang zum WLAN bereitgestellt. Keineswegs jedoch sollen die Leselern-Apps die Bücher beim Leselernen ersetzen: »Es ist eine weitere Methode, die wir in der Leseförderung gezielt einsetzen können, um Abwechslung zu schaffen.«, so fasst ein anderer Leselern-Pate seine Erfahrungen zusammen.

Über das Interesse der Kinder am Digitalen, über den Spaß mit den Leselern-Apps, soll bei den Kindern die Begeisterung geweckt werden fürs Lesen und für die Literatur. Zudem entwickelt eine Leselern-Stunde, in der digitale Medien eingesetzt werden, noch eine ganz neue Dimension: Es findet ein Lernen auf beiden Seiten statt, was als Reverse Montoring-Situation bezeichnet wird.

Kinder sind Erwachsenen in der Mediennutzung voraus

Andreas Konitzer, Leiter des Digitalseminars für die Reutlinger Leselern-Paten in den Räumen der Volkshochschule

»Sie eignen sich Neues im Bereich digitaler Angebote oder Tools schneller an. Und sie können ihren Leselern-Paten den selbstverständlichen Umgang mit digitalen Medien vermitteln. Das stärkt wiederum das Selbstwertgefühl der Kinder, führt zu einem Lernen auf Augenhöhe.«

Dieser Einschätzung können sich auch die Seminarteilnehmer, die nun schon Erfahrungen mit den Tablets und Apps gesammelt haben und noch sammeln werden, ohne Zögern anschließen: Digitale Leseförderung ist ein Gewinn – für die Kinder wie auch für die Leselern-Paten.