Leselern-Paten auf Wachstumskurs

Dank der großzügen Spende der Lechler-Stiftung konnte der Verein im Sommer 2019 eine Geschäftsstelle beziehen und den Betrieb am 1. September 2019 aufnehmen.

Artikel des GEA, erschienen am 19.09.2019 von Jan Heidrich:

REUTLINGEN. Der Reutlinger Verein Leselern-Paten unterstützt besonders hilfsbedürftige Grundschüler beim Erlernen ihrer Lesefähigkeit. Bis vor Kurzem fanden sämtliche Treffen sowie die Organisation des Vereins in einem privaten Wohnzimmer statt. Wegen seines rasanten Wachstums hatte der Verein zunehmend mit Platzproblemen zu kämpfen. Er suchte nach größeren Räumlichkeiten – und wurde in der Kaiserstraße 48 fündig. Die neue Geschäftsstelle wurde gestern eröffnet.

Momentan führt der 230 Mitglieder starke Verein sein kostenfreies Förderprogramm an ungefähr hundert Grund- und Gemeinschaftsschulen im Stadt- und Landkreis Reutlingen durch und erreicht damit durchschnittlich 350 Kinder. Allerdings läuft die Kooperation mit den Grundschülern ausschließlich über die Schulen und bewusst nicht über die Eltern der Kinder.

Den Rahmen gesprengt

In den Schulen wird genug Werbung gemacht, um das Angebot an die Lehrkräfte und Eltern der Kinder heranzutragen – und das mit großem Erfolg. Der hatte allerdings auch Schattenseiten: Der enorme Zuwachs von durchschnittlich sechs Leselern-Paten pro Monat, immer mehr Mitgliedern und Partnerschulen im Leselern-Förderprogramm sprengte den Rahmen der bisherigen Geschäftsstelle. Deshalb suchte der Verein eine Alternative. Durch ein Inserat stieß er auf die Räumlichkeiten in der Kaiserstraße 48 und zog Anfang August um.

Zudem konnte die aus Stuttgart stammende Lechler-Stiftung durch persönlichen Kontakt zum Stiftungsvorstand Heinz Gerstlauer als Förderer des Vereins gewonnen werden. Die Lechler-Stiftung unterstützt die Leselern-Paten aus Reutlingen mit 40 000 Euro und ermöglicht es dem Verein somit auch, seine neue Geschäftsstelle bis 2021 finanzieren zu können und zusätzlich eine hauptamtliche Geschäftsführung mit einem Minijob einzustellen.

Spielerische Atmosphäre

Kinder, die im Förderprogramm des Vereins angemeldet sind, bekommen einmal pro Woche während der Schulzeit eine Schulstunde lang eine Leseförderung von einem ehrenamtlichen Lesepaten in eins zu eins Prinzip. »Der Zeitpunkt der Lesestunde wird bewusst gewählt, sodass das Kind keine wichtigen Unterrichtsinhalte verpasst«, erläutert erster Vereinsvorsitzender Stephan Kurz.

Während dieser Zeit werde das Lesen und das Leseverständnis in einer persönlichen, spielerischen Atmosphäre erlernt beziehungsweise verbessert. Der Pate nimmt sich dabei bewusst Zeit, dem Kind viel Aufmerksamkeit zu schenken, um ihm ein Gefühl des Erfolgs im Prozess des Lesenlernens zu geben.

Die Mitarbeit als Leselern-Pate im Verein basiert auf ehrenamtlicher Tätigkeit und wird geschult. Zu Beginn der ehrenamtlichen Tätigkeit erhält jeder angehende Pate einen Einführungskurs und ein von Leselern-Paten erstelltes Handbuch, das unter anderem auch auf eigenen Erfahrungen der Paten aufbaut. Außerdem hospitieren sie zuvor bei einem erfahrenen Paten oder einer erfahrenen Patin in der Lesestunde.

Zudem werden regelmäßig Fortbildungen und Treffen für die Lesepaten angeboten – um den Austausch und die Zusammenarbeit innerhalb des Vereins zu stärken.

In der neuen, modernen und zum Teil mit gespendeten Möbeln eingerichteten Geschäftsstelle in der Kaiserstraße können professionell Schulungsveranstaltungen für angehende Paten durchgeführt und Beratungsgespräche geführt werden. Sie ist an zwei Tagen unter der Woche geöffnet und bietet somit eine Möglichkeit, direkt mit dem Verein in Verbindung zu treten. (GEA)