Lesen ist eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen in unserer heutigen Gesellschaft. Aber 7,5 Millionen (!) Erwachsene in Deutschland sind funktionale Analphabeten. Dem GEA-Artikel zufolge liefert Baden-Württemberg offenbar einen immer größer werdenden Anteil hieran: Im Fach Deutsch-Lesen ist das Land Baden-Württemberg einer jüngsten Studie zufolge auf Platz dreizehn unter den Bundesländern abgerutscht. Nach diesem miserablen Landesergebnis der Grundschüler besucht nun unsere Kultusministerin Frau Eisenmann Schulen im Lande. Wie im GEA zu lesen war, hat sie anlässlich eines Schulbesuches in Althengstett Sechstklässlern beim Buchstabieren (!) geholfen. Das zeigt dramatisch, wie schlecht es dann um das Lesenlernen in der Grundschule steht. Wie der GEA schreibt, wünschen sich die baden-württembergischen Grundschullehrer mehr Raum für individuelle Förderung. Angesichts der inzwischen extremen Anforderungen an die Grundschullehrer (hoher Migrationsanteil in den Klassen, Inklusion) ist das aber kaum zu leisten. Die vom Kultusministerium für das nächste Schuljahr angekündigte Einrichtung von »Poolstunden«, in denen sich Grundschüler in den Fächern Deutsch und Mathematik verbessern können, ist ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin ein Anfang.
In Reutlingen wird das Lesenlernen seit dem Jahre 2010 auch ehrenamtlich individuell gefördert: Im Verein »Mentor – Leselern-Paten Reutlingen e. V.« engagieren sich Reutlinger Bürger ehrenamtlich mit hohem Engagement und Einsatzfreude in Grundschulklassen, um dort ein Kind einmal wöchentlich eine Schulstunde lang außerhalb des Schulunterrichtes individuell beim Lesenlernen zu unterstützen und zu fördern. Das Engagement als Leselern-Pate ist eine lohnende Investition – auch in die Zukunft unserer Gesellschaft.
Eine gute Bildungspolitik könnte dieses bürgerschaftliche Engagement überflüssig machen – aber wollen wir im Interesse der Kinder wirklich darauf warten?
Claudia und Michael Nährig, Reutlingen