Wie es zum Verein kam mit einem Ausblick in die Zukunft

Hier finden Sie Rede zum Herunterladen.

Rede von Stephan Kurz anlässlich des Festabends am 9.2.2017

Der Streifzug von Frau Bächtiger bringt uns in die Nähe der Gegenwart – genauer gesagt in den Sommer 2016. Meine Frau und ich waren Gäste der 420-Jahrfeier der Buchhandlung Osiander in Tübingen, und im Anschluss an ein abwechslungsreiches Programm berichtete der Schirmherr des MENTOR Bundesverbandes von seiner Mission, Leseförderung als Teil der MENTOR-Familie in regionalen Vereinen in Süddeutschland zu etablieren.

Zwischen meiner Frau und mir war keine weitere Abstimmung notwendig außer einem langen Blick: das war es! Leseaffin und bereit zu ehrenamtlichem Engagement suchten wir die ersten Gespräche mit dem Bundesverband und sahen uns bestärkt, in Reutlingen einen Verein für Leseförderung zu gründen.

Weitere Recherchen führten uns schnell mit den Organisatoren des städtischen Projektes der Leselern-Paten zusammen. Dort war man – sehr zu recht – sehr stolz auf das bisher Erreichte, gestand aber auch ein, dass aufgrund der Flüchtlingssituation und den dazu gehörenden Aufgaben Kapazitätsgrenzen aufgetreten waren, die das Projekt seit 2014 stagnieren ließen. Die Intension, weiter zu wachsen und noch mehr Kinder und noch mehr Schulen zu betreuen, konnte nicht mehr umgesetzt werden.

Gemeinsam wurde uns klar: bei der inhaltlichen völligen Übereinstimmung der Konzepte – das war die entscheidende Voraussetzung – besteht der Nutzen einer Überführung des städtischen Projektes in einen Verein darin:

  • Wir haben das Organisationsteam von 2 auf 6 Personen vergrößert
  • Wir haben gemeinsam die Entlastung Einzelner erreicht und teilen nun die Verantwortung
  • Wir haben eine rechtlich eigenständige, gemeinnützige Organisation geschaffen, die geschlossen und unabhängig auf Förderer zugehen und Spendenbescheinigungen ausstellen kann
  • Wir sind neue Köpfe mit neuen Ideen, und wir sind bewährte Köpfe, die für Kontinuität stehen

Also beschlossen wir, gemeinsam den Verein zu gründen und den Leselern-Paten von der Idee zu berichten. Der Abend unseres ersten Treffens wird mir noch lange in Erinnerung bleiben: groß war die Zustimmung und spontan die Unterstützung, aber es gab neben verhaltenen auch laute kritische Stimmen, was das mit dem Verein überhaupt bringen soll, und so nahmen wir das erste Mal wahr, wie engagiert die Leselern-Paten in ihrem Ehrenamt aufgehen.

Im Vertrauen, die Anwesenden mehrheitlich überzeugt zu haben, gründeten wir so mit etwa 35 Personen am 6. Oktober 2016 den Verein. Bemerkenswert an diesem Abend war, dass alle Beschlüsse und alle Wahlen einstimmig verliefen. Das war ein Auftakt nach Maß!

Die darauf folgenden Wochen wurden durch weitere Gründungsformalien ausgefüllt: den Besuch beim Notar, die Satzungsprüfung beim Finanzamt, die Erteilung des Status der Gemeinnützigkeit, die Anmeldung und die Prüfung beim Vereinsregister.

Anfang Dezember war es dann soweit: MENTOR – Leselern-Paten Reutlingen war als eingetragener Verein offiziell gegründet.

Erst da fiel uns das erste Mal bewusst auf, dass wir kein klassischer Verein sind wie andere Vereine, die Sie vielleicht kennen: wir haben kein Vereinsheim, in dem wir regelmäßig zusammen kommen, keine Turniere, zu denen wir uns treffen und im engeren Sinne auch kein aktives Vereinsleben, in dem die Mitglieder zusammen finden.

Also musste ein Verwaltungssystem beschafft und aufgesetzt und eine Kommunikation zu den Mitglieder etabliert werden, die regelmäßig darüber berichtet, was sich im Verein tut.

Und die erste offizielle Amtshandlung, von der wir berichten konnten, war die Spendenübergabe der Reutlinger ekz.bibliotheksservice GmbH durch ihren Geschäftsführer Dr. Jörg Meyer, der uns mit einer großzügigen Spende unterstützte. An dieser Stelle noch einmal unser herzliches Dankeschön, auch und gerade an unsere Leselern-Patin Sylvia Büchele für die freundliche Vermittlung.

Wenige Tage später erreichte uns ein weiterer Scheck eines befreundeten Architekturbüros. Da dachte ich mir: so kann es gerne weitergehen!

Zum Jahresende schlossen wir dann die Mitgliedschaft im MENTOR Bundesverband ab und werden seitdem auch von dort in unseren Anfängen prima unterstützt.

Den Dezember und den Januar widmeten wir dann der Erstellung des Materials, das für eine aktive Öffentlichkeitsarbeit benötigt wird. Und wenn Sie nicht darauf sitzen, dann haben Sie unsere neue Broschüre schon in der Hand gehabt. Auch haben wir nach einem ersten Entwurf nun eine neue und – wie ich finde – sehr aussagekräftige Webseite erstellt. Nehmen Sie sich in den nächsten Tagen einmal die Zeit, etwas zu stöbern. Lesenswert sind die Meldungen von Mitgliedern und Förderern auf der Seite „MITMACHEN“. Und wenn Sie Lust haben, dort ebenfalls mitzumachen, dann schreiben Sie mir bitte. Ich würde mich freuen.

Meine Damen und Herren, zum Ende meiner Ausführungen berichte ich nun über die Projekte der nächsten Monate:

  • Schon heute haben wir damit begonnen, die Qualifizierung neuer Leselern-Paten weiter zu entwickeln. Neuer Bestandteil ist eine theoretische Schulung. In der kommenden Woche werden unsere neuen Schulungsleiter in Köln beim MENTOR Bundesverband zur Ausbildung sein, und wir hoffen, im März den ersten Schulungstag anbieten zu können. Ebenfalls Teil der Schulung wird eine Informationsveranstaltung sein zum Thema: „Schule heute“. Denn das weiß jeder: Grundschule heute ist mit Grundschule zu unseren Kind Zeiten nicht mehr vergleichbar.
  • Das zweite Projekt ist der Start der aktiven Öffentlichkeitsarbeit – auch hiermit haben wir bereits begonnen. Wir Leselern-Paten möchten gesehen werden und aktiv für eine Unterstützung werben, und wir haben uns schon erste ungewöhnliche Maßnahmen dazu überlegt. Sie dürfen gespannt sein.
  • Ein weiteres Projekt ist die Gewinnung neuer Kooperationsschulen, um den Plan von Wachstum auch zügig in die Tat umzusetzen. Erste Gespräche mit neuen Schulen haben bereits begonnen, und wir freuen uns sehr.
  • Die eigentliche Kernaufgabe ist die Gewinnung weiterer Leselern-Paten. Wir wollen Menschen für dieses Generationenprojekt begeistern. Wir wollen vermitteln, dass nicht nur das Kind, sondern auch der Erwachsene durch diese Tätigkeit mental gestärkt wird.
  • Hierzu gehört auch das Bemühen um die Leselern-Paten, die noch nicht Mitglied geworden sind. Mit ihnen sind wir in der Überzeugung verbunden, das Richtige zu tun, und wir wollen sie in aller Bescheidenheit und mit Respekt vor ihren bisherigen Leistungen für ein gemeinsames Auftreten im Verein gewinnen.
  • Das vorerst letzte Projekt ist das aktive Ansprechen und Gewinnen von Förderern: wir planen unsere Beteiligung an renommierten Spendenportalen und wir planen die Bereitstellung von Förderpaketen, mit denen wir potenzielle Förderer gezielt ansprechen werden. Übrigens: auch Mitglieder sind Förderer. Daher bezeichnen wir die Mitgliedschaft auch als Fördermitgliedschaft.

Und mit diesem Gedankengang möchte ich meinen Ausblick beenden.

Vielen Dank.